Der VAS im Wandel der Zeit: Stabilität in einem dynamischen Umfeld
Pionierarbeit damals und heute
Vor rund 100 Jahren, als die Elektrizität noch jung war, fanden sich die VAS-Pioniere erstmals zusammen, um sich gemeinsam für eine stabile und eigenständige Stromversorgung mit einer passenden Infrastruktur stark zu machen. Bereits zur Feier des 75. Jubiläums zeigte sich im damaligen Rückblick, dass in der Stromversorgung die Technologien sowie die wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen ebenso grundlegenden wie permanenten Veränderungen unterworfen sind. – Eine Dynamik, die in den letzten 25 Jahren weiter an Fahrt aufgenommen hat. Eines aber ist sich gleichgeblieben:
Auch heute leistet der VAS noch immer Tag für Tag Pionierarbeit, um die sichere Stromversorgung von Bevölkerung und Unternehmen im Kanton Aargau zu wirtschaftlich möglichst optimalen Bedingungen zu ermöglichen – eine Aufgabe, die im operativen Tagesgeschäft, aber auch in den Bereichen der Verbandsentwicklung, der Strategie und der langfristigen Planung in den letzten Jahren nochmals um einige Herausforderungen reicher geworden ist. Vorbereitung auf Liberalisierungen: Digitalisierung, Produkteentwicklung und kundenorientierte Kommunikation Der stetig steigende Stromverbrauch in privaten Haushalten, in den Unternehmungen und im Verkehr konnte zwar durch Effizienzmassnahmen kompensiert werden, das wirtschaftliche und insbesondere das politische Umfeld hingegen sind zunehmend komplexer geworden.
Basierten die Stromproduktion, die Stromverteilung und die Preisbildung bis Ende der 90er Jahre weitgehend auf historisch gewachsenen Regeln, die hauptsächlich von den dominierenden Grossproduzenten und Überlandwerken geschrieben wurden, strebte der Bund im Zuge einer Angleichung an die europäischen Nachbarn mit der Vorlage des EMG (Elektrizitätsmarktgesetz) 2001 eine schnelle Öffnung des Schweizerischen Elektrizitätsmarktes an. 2002 wurde die vorgesehene Gesetzgebung mit dem Ziel eines wettbewerbsorientierten Elektrizitätsmarktes aber im Referendumsverfahren von der Stimmbevölkerung knapp mit 52.6 % verworfen.
Die aus dem Abstimmungsresultat bleibende Erkenntnis jedoch, dass eine Liberalisierung trotz der EMG-Ablehnung dem Wunsch fast der Hälfte der Bevölkerung und der Wirtschaft entspricht, veranlasste die Mitglieder des VAS dazu, sich verstärkt mit den Aspekten einer möglicherweise bald anstehenden Marktöffnung auseinanderzusetzen und diesbezügliche Massnahmen in die Wege zu leiten: Zuerst folgten intensive Anstrengungen, um aus den alten Stromtarifen neue Stromprodukte zu gestalten. In der Entwicklung wurde stark an der kundenorientierten Kommunikation und an der Unternehmenspositionierung gearbeitet. Aus Stromabonnenten wurden so Stromkundinnen und Stromkunden. Mit der im Jahr 2009 eingeführten Strommarktöffnung für Grosskunden fanden diese Anstrengungen ihre Berechtigung. Die teuren Marketinganstrengungen führten bei vielen der expansionswilligen Stromversorgern zu sinkenden Margen. Da der damalige Strompreis an den Börsen bis ins Jahr 2013 zudem vielfach über dem Grundversorgungspreis des lokalen Versorgers lag, kam die vom Bund und der Wirtschaft gewünschte Marktdynamik nicht auf. Dies änderte sich erst, als ab 2013 die Strompreise an den Strombörsen stark sanken und vielerorts erstmals günstiger waren als die Preise der Grundversorgung. Als Grund für die günstigen Börsenpreise gelten unter anderem die in ganz Europa eingeführten hohen Subventionen für die Produktion von erneuerbaren Energien.
Mit dem Start des zweiten Jahrzehnts im neuen Jahrhundert fokussierte sich die Strombranche zunehmend auf die Digitalisierung ihrer Unternehmensprozesse. Die Digitalisierung wurde in den letzten 10 Jahren sehr stark vorangetrieben und wird auch in den nächsten 10 Jahren eine der Kernaufgaben bleiben. Eine schnelle und zuverlässige Verfügbarkeit von Echtzeitdaten zum Stromverbrauch ist einer der Erfolgsfaktoren bei der Energiewende. Stromversorger stehen dabei in der Verantwortung, dass trotz aller digitaler Möglichkeiten die Datensicherheit gewährleistet bleibt. Ohne Strom keine Daten, ohne Daten kein Strom.
(...) Leseprobe Seiten 19 und 20.
Andrin Schütz